Methodik

Lebens- und Arbeitsgewohnheiten unserer stark leistungsorientierten Gesellschaft wirken stressintensiv auf die physische als auch psychische Befindlichkeit des Menschen ein.

Die selbststeuernden ausgleichenden Systeme in Körper und Seele können häufig nicht mehr greifen, da andauernde Reizüberflutung oder Überforderungssituationen den regulativen Kräften nicht genügend Raum und Zeit bieten um sich regenerativ entfalten zu können.

Die starke Energiemobilisation die durch Stress ausgelöst wird aktiviert Kräfte, die im biophysischen als auch im psychischen System im Rahmen der zivilisatorischen Gegebenheiten nicht mehr adäquat ausagiert oder ausgeglichen werden können. Regenerative unterstützende Gepflogenheiten wie ausreichender Schlaf, Erholung und Entspannung werden vernachlässigt und ignoriert, häufig bis zu einem Punkt an dem der Mensch psychisch und/oder physisch erkrankt.

Eine natürliche Entspannungsfähigkeit steht den meisten Menschen nicht mehr zur Verfügung, bzw. kann nicht regelmäßig und zuverlässig abgerufen werden. Viele bewältigen den Alltagsstress nicht alleine ohne professionelle Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen. Um gezielt Entspannung herbeiführen zu können, ist eine bewährte Methode  hilfreich, welche leicht durch professionelle Hilfe erlernt werden kann.

Als wirkungsvolle Unterstützung im prophylaktischen und therapeutischen Bereich bietet sich das Autogene Training nach J.H. Schultz an.

Die Methodik wurde von dem Berliner Nervenarzt Schultz Anfang des 20 Jahrhunderts entwickelt. Schultz stützte sich auf das Wissen der Hypnose und auf die von Emile Coue in der „Neuen Schule der Hypnose von Nancy“ eingeführte Methode der Autosuggestion.

Am 30.04.1927 wurde die Technik des A.T. von Schultz vorgestellt und im Jahr 1932 als Buch publiziert.

Das Konzept des autogenen Trainings beruht auf dem Wissen der Wirksamkeit der Selbstbeeinflussung. Schultz erkannte die reziproke Wirkkraft der Seele-Geist-Körper-Beziehung und  realisierte die Möglichkeit  der Umsetzung  von der Fremdsuggestion (welche im therapeutischen Rahmen bereits bekannt war und angewandt wurde) zur Autosuggestion, sodass eine effektive Veränderung im System der eigenen Person selbstständig herbeigeführt werden kann.

Die Entwicklung der Methode  und das Konzept des Autogenen Trainings basiert auf dem Wissen der vegetativen Umschaltungsprozesse, die bei der Annäherung in den Schlafzustand durchlaufen werden. Normalerweise trübt sich der bewusste Verstand in diesem Übergangsprozess vom Wachzustand in den Schlafzustand; das Autogene Training beabsichtigt, durch Anwendung spezifischer mentaler Formeln, die  Auslösung jener vegetativen Entspannungsprozesse zu initiieren. Getragen von dem Wissen, dass sich die übende Person auf positive Weise selbst beeinflussen kann.

Die von Schultz ursprüngliche Form des A.T. ist bis heute erhalten geblieben. Die einzelnen Schritte bestehen aus 6 verschiedenen bewusst eingesetzten mentalen Formeln, die mit einer autosuggestiven Zielformel, Einstimmungsformel beginnen und mit einer gezielten Rücknahme-Übung ihren Schluss finden.

Methode

Einstimmungsformel

„Ich bin ganz ruhig“

Formelreihe

  1. angenehme Schwere („mein Körper ist angenehm schwer“)
  2. strömende Wärme („mein Körper ist angenehm warm“)
  3. ruhiger, gleichmäßiger Herzschlag („mein Herz schlägt gleichmäßig, ruhig und kraftvoll“)
  4. ausgeglichener Atemrhythmus („meine Atmung ist ruhig und gleichmäßig“)
  5. Wärmegefühl in der Körpermitte („Mein Solarplexus ist warm durchströmt“)
  6. Kühle auf der Stirn („Meine Stirn ist angenehm kühl“)

Rückholübung

  • Arme fest (kontrollierte Muskelaktivität, Tonusveränderung)
  • Atem tief (Energieversorgung)
  • Augen auf  (Fokussierung auf Umwelt)

Durch das Nutzen dieser Formeln werden vegetative Schaltprozesse mit mentalen Strukturen vernetzt, und dieses geschaffene Strukturnetzwerk macht es mit der Zeit möglich, gedanklichen Einfluss auf die körperlichen Prozesse des vegetativen Nervensystems zu nehmen.